Studie untersucht Auswirkungen von Alkohol auf Glücksspielverhalten

Warum entscheiden sich Spieler beim Glücksspiel für bestimmte Dinge oder gegen andere Dinge? Und welche Impulse sorgen überhaupt dafür, dass das Glücksspiel-Verlangen im menschlichen Körper wahrnehmbar wird. Diese und weitere Fragen untersucht schon seit mehreren Jahren das Zentrum für Glücksspiel-Recherche der Universität von British Columbia. In einer aktuellen Studie haben sich die Wissenschaftler dabei einem ganz besonderen Thema gewidmet und untersucht, welche Auswirkungen der Alkohol auf die Entscheidungen beim Glücksspiel möglicherweise hat.

Glücksspiel-Zentrum analysiert Facetten des Glücksspiels

In der University of British Columbia beschäftigt man sich im sogenannten Glücksspiel-Recherchezentrum bereits seit mehreren Jahren mit den möglichen Abläufen im Körper, wenn Menschen am Glücksspiel teilnehmen. Eine besondere Aufmerksamkeit bekommt dabei der Bereich der Impulse und Ursachen dafür, dass Menschen zu problematischem Spielverhalten neigen. Jüngst hat sich die Universität jetzt in diesem Teilbereich noch einmal einem gesonderten Bereich gewidmet: Dem Zusammenspiel zwischen Alkohol und dem Glücksspiel. Generell kommen die Wissenschaftler dabei zu dem Erkenntnisse, dass sich das Glücksspiel und der Alkoholkonsum gegenseitig in negativer Weise unterstützen würden. Wer Alkohol trinkt, neige demnach etwa dazu, nach einem Verlust deutlich einsatzbereiter zu sein als jemand, der keinen Alkohol vor dem Spiel konsumiert hat.

Der Schwerpunkt der Studie lag dabei auf der Untersuchung des Einflusses von Alkohol auf die als „irrational“ anerkannten Entscheidungen. Hierbei handelt es sich um unbegründete Prognosen für den Ausgang der nächsten Spielrunde. Beim Roulette lässt sich diese Entscheidung am ehesten beschreiben. Hier gehen viele Spieler zum Beispiel davon aus, dass nach einer langen Rot-Phase eine Schwarz-Phase kommen muss. Rein rechnerisch ist dem aber nicht so. Nicht umsonst gibt es unter Roulette-Spielern den Spruch, dass die Kugel keine Erinnerungen hat.

Roulette-Test bringt überraschendes Ergebnis

Durchgeführt wurde von den Forschern laut eigener Aussage demnach auch der sogenannte Roulette-Test. Mit diesem soll herausgefunden werden, ob der Alkohol die fälschlichen Annahmen der Spieler zum Ausgang er nächsten Runde noch verstärkt. Anders gesagt: Ob die Spieler stärker davon ausgehen, dass sie den Ausgang der Spielrunde richtig vorhersagen können. Für den Test wurden insgesamt 46 männliche Probanden in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe erhielt dabei Cocktails mit Wodka, die andere Gruppe alkoholfreie Cocktails. Die Wissenschaftler betonten, dass die Menge des Wodkas dabei so gering gewesen sei, dass man am Geschmack nicht herausfinden konnte, zu welcher Gruppe man gehören würde. Ebenso teilten die Forscher mit, dass die Menge aber trotzdem angesichts de Körpergewichts der Teilnehmer ausreichend gewesen sei, um eine leichte Intoxikation herbeizuführen. Auf die Sinne und Entscheidungen hatte der Alkohol also auch ohne nachweislichen Geschmack bereits Auswirkungen.

Die Teilnehmer wurden anschließend an ein Roulettespiel vor dem Computer gesetzt und sollten hier ausschließlich auf die Farben Rot oder Schwarz setzen. Die Forscher erwarteten, dass die alkoholisierten Teilnehmer deutlich häufiger davon ausgehen würden, den Rundenausgang korrekt vorhersagen zu können. Dem war aber laut der Studie nicht so. Stattdessen hätte sich ein anderes Bild gezeigt. Die alkoholisierten Teilnehmer hätten demnach deutlich frustrierter auf mögliche Verluste reagiert und stärker versucht, diese mit erhöhen Einsätzen wieder auszugleichen. Die Testgruppe ohne Alkohol sei dem eigenen Einsatzmuster wiederum auch nach einem Verlust treu geblieben.

Aufklärung in der Bevölkerung gefordert

Bereits vor einiger Zeit hatte die Universität schon einmal eine ähnliche Studie durchgeführt. Hier wollten die Forscher allerdings herausfinden, ob die Spieler nach Verlusten im Glücksspiel möglicherweise mehr Alkohol zu sich nehmen als ohne Spielteilnahme. In der Tat kam dabei heraus, dass die Spieler, die vorher an Glücksspielen teilgenommen haben, deutlich mehr Alkohol und deutlich schneller den Alkohol konsumiert haben. Ohnehin sei in den Augen der Forscher nicht daran zu zweifeln, dass sich der Alkoholkonsum und das Glücksspiel gegenseitig negativ unterstützen würden. Studien zum Verhalten der Spieler rund um das Glücksspiel gibt es immer wieder. So wurde jüngst in einer Studie zum Beispiel untersucht, ob die Glücksspielsucht möglicherweise genetisch bedingt ist. Ebenso hat man in der Schweiz jüngst erst eine Studie zum Spielverhalten der Spieler auf dem heimischen Markt durchgeführt.

Als Fazit der Studie rät das Glücksspiel-Zentrum dazu, den Verkauf von alkoholischen Getränken in Spielhallen oder Spielcasinos zu überdenken. In der ganzen Welt ist es Standard, dass Spieler in den Casinos direkt an den Spieltischen oder Automaten Alkohol konsumieren können. Das sollte laut den Forschern überdacht werden. Ebenso müsse man die Bevölkerung hinsichtlich der Auswirkungen des Alkoholkonsums auf das Spielverhalten aber auch gesondert aufklären. Gerade mit Blick auf die digitalen Glücksspielangebote. Immerhin könne man nie prüfen, ob Spieler während des Spiels im Online-Casino auf der Couch nicht auch gerade alkoholische Getränke zu sich nehmen würden. Selbst in den Spielcasinos und Spielbanken dürfte ein Alkoholverbot nur schwer umsetzbar sein. In Deutschland etwa hat schon das Rauchverbot vor einigen Jahren dazu geführt, dass zahlreiche Spieler den Etablissements ferngeblieben sind. Zudem machen die Spielbanken jedes Jahr einen enormen Umsatz durch den Verkauf von Getränken.