
Das US-amerikanische Analyseunternehmen Iovation Inc. arbeitet bereits seit gut 15 Jahren in verschiedenen Branchen. Es werden Entwicklungen analysiert, Auffälligkeiten festgehalten und mit den Unternehmen Lösungen erarbeitet, wie zum Beispiel verschiedene Probleme in den Griff zu bekommen sind. Vor wenigen Tagen hat der US-Konzern jetzt seinen Gambling Industry Report 2019 veröffentlicht, in welchem die Glücksspielbranche bis ins kleinste Detail hinsichtlich der Sicherheitsvorkehrungen und Angriffsmöglichkeiten analysiert wird. Die Ergebnisse sind hochinteressant, zeigen aber, dass die Branche mit wachsenden Bedrohungen zu tun hat.
Nutzerdaten sind bares Geld wert
Nicht erst seit gestern, sondern seit bereits mehreren Jahren hat die Glücksspielbranche weltweit zum Beispiel mit der Cyberkriminalität zu kämpfen. Die Vorfälle haben hier laut des Berichts in den letzten Jahren stark zugenommen, verfolgen in der Regel aber noch immer ein altbekanntes Muster. So würden die Kriminellen mögliche Sicherheitslücken in den Casinos ausnutzen und anschließend die persönlichen Daten der Nutzer entwenden. Wird mit diesen anschließend nicht noch weiteres Kriminelles getan, werden diese Daten in der Regel verkauft – und hierfür werden durchaus horrende Preise gezahlt. Teilweise gehen die Kriminellen aber auch noch einen Schritt weiter und erpressen die bestohlenen Unternehmen. Diese wollen derartige Vergehen natürlich nicht unbedingt publik machen und sind daher in vielen Fällen regelrecht zur Zahlung gezwungen. Andernfalls könnte dies dem eigenen Ruf enorm schaden.
Aber: Der Bericht des US-amerikanischen Unternehmens Iovation Inc. zeigt auch mögliche Lösungswege auf, wie sich die Branche gegen diese Angriffe besser schützen kann. Ein möglicher Weg ist demnach die Investition in neue Technologien, mit denen dann beispielsweise versteckte Verbindungen zwischen zwei Endgeräten aufgedeckt werden könnten.
Spieler wollen nicht zahlen
Gerade in Ländern wie Deutschland, wo die rechtliche Lage rund um das Glücksspiel mindestens enorm undurchsichtig ist, nutzen viele Spieler laut dem Bericht diese Situation offenbar ebenfalls aus. Die Kriminellen setzen mit ihren Kreditkarten Beträge im Casino ein, wollen diese im weiteren Verlauf dann aber von der Bank bzw. dem Kreditkartenunternehmen zurückerstattet haben – natürlich nur, wenn verloren wurde. In einigen Fällen haben die Gerichte in Deutschland auch bereits zu Gunsten der Spieler geurteilt, so dass die Banken teilweise horrende Beträge zurückerstatten mussten. Ob ein derartiges Vorgehen Erfolg hat, hängt aber auch immer vom jeweiligen Gericht ab. Andere Gerichte in der Bundesrepublik haben die Klagen der Spieler auf diesem Wege bereits abgeschmettert. Aber: In Österreich sorgte vor noch gar nicht langer Zeit ein Prozess für Aufsehen, in welchem der Konzern Novomatic zu einer Rückzahlung an einen Spieler verurteilt wurde. Die Summe: Rund 2,5 Millionen Euro.
Deutlich wird durch diesen Umstand jedoch allemal, woran es fehlt: Einer geordneten Glücksspielregulierung. Solange diese nicht vorhanden ist, wird es weiter Unklarheiten geben und Kriminelle können mögliche Lücken weiterhin für sich nutzen. Zu kämpfen hat allerdings nicht nur die Online-Glücksspielbranche in Deutschland, sondern die globale Branche – auch stationär – auf der ganzen Welt. In zahlreichen landbasierten Casinos wurden in der Vergangenheit ebenfalls Datenangriffe gestartet, anschließend wurden die Betreiber mit den Spielerdaten erpresst.
Reger Handel mit den VIP-Accounts
Ein weiteres Problem der Branche ist laut des Berichts zudem offenbar der Handel mit den VIP-Accounts. Die VIP-Spieler genießen in den Casinos bekanntermaßen ganz besondere Vorzüge und können zum Beispiel deutlich größere Summen ein- und auszahlen. Diesen Umstand scheinen Kriminelle immer häufiger für sich zu nutzen. Es werden VIP-Accounts erworben, mit denen dann Gelder aus kriminellen Aktivitäten gewaschen werden. Dadurch wird dieses Problem enorm schwer, denn nicht selten werden durch die Schwarzgelder auch terroristische Aktivitäten unterstützt. Eine ärgerliche Situation für die Anbieter: Werden die VIP-Accounts entfernt, kann man das Problem recht einfach lösen. Allerdings wird dann vielen Spielern der Anreiz genommen, einen VIP-Level zu erreichen und dementsprechend hohe Umsätze zu generieren.
Iovation Inc. zeigt im Bericht aber auch hier wieder den Lösungsweg der Verbindungsfeststellung auf. So könnte sich zum Beispiel einfach herausfinden lassen, ob ein Account lange Zeit erst in einer Region genutzt wurde, der Zugriff dann aber plötzlich nur noch von einer anderen Region aus erfolgt ist.
Ein Klassiker: Absprachen beim Pokerspiel
Als echter Klassiker können laut des Berichts von Iovation Inc. auch die Vergehen im Bereich des Pokerspiels bezeichnet werden. Diese sind seit mehreren Jahren omnipräsent und haben offenbar sogar noch stark zugenommen. Als das Online-Pokerspiel 2012 noch in den Kinderschuhen steckte, hätte es jährlich rund 10.000 Betrugsfälle gegeben. Mittlerweile ist die Anzahl laut Bericht auf über 125.000 Fälle pro Jahr angestiegen. Die meisten Vergehen stammen dabei von mindestens zwei verbundenen Spielern, die durch geheime Absprachen Vorteile erzielen wollen. Ein Spieler verliert also seine Chips liebend gerne an den anderen Spieler, die Gewinnsumme zum Beispiel aus einem Turnier wird im Anschluss geteilt. Für die Pokerräume sind diese vergehen nur enorm schwer zu belegen, da die Spieler natürlich nicht über den Anbieter bzw. dessen Chats oder ähnliches kommunizieren. Teilweise stammen diese noch nicht einmal aus dem gleichen Land, was es zusätzlich schwer macht, eine echte Verbindung zwischen den Spielern zu erkennen. Iovation Inc. sieht auch hier die Lösung wieder moderneren Technologien, die derartige Vergehen künftig ausschließen sollen.
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