Während sich das illegale Glücksspiel in Deutschland im stationären Bereich noch ziemlich leicht überblicken lässt, sieht es im Nachbarland Österreich ganz anders aus. Hier geht der Kampf gegen illegale Spielautomaten soweit, dass das Bundeskriminalamt den Bereich des organisierten illegalen Glücksspiels schon im vergangenen Sommer besonders in den Fokus genommen hat. Und die bisherigen Zahlen zeigen, warum damit auch 2019 nicht aufgehört wird.
Schätzungsweise rund 4.000 illegale Automaten in Österreich
Für Polizei und Ermittlungsbehörden in Österreich hat sich der Kampf gegen illegale Spielautomaten längst zu einer großen Sache entwickelt, die zahlreiche Akten füllt. Erst im letzten Jahr wurde erkannt, dass etwas getan werden muss. Kritiker sagen, diese Einsicht kommt zu spät, denn die mafiösen Strukturen hätten sich in den letzten Jahren bereits ausreichend entwickelt und verfestigt. Dennoch wird die Gangart der Beamten künftig offenbar härter, der Ton schärfer. So erklärte Robert Klug, als Leiter der Arbeitsgruppe gegen das illegale Glücksspiel, dass es sich hierbei um organisierte Kriminalität handelt. Das Problem: Der Gesetzgeber geht gegen illegale Automaten verhältnismäßig lasch vor und verhängt hierfür lediglich Verwaltungsstrafen. Eine Haft ist also nicht zu befürchten, normalerweise kommen die Täter mit einer Geldstrafe davon. Genau die tut laut Ermittler aber keinesfalls weh, da diese aufgrund der Gewinnspane schnell abbezahlt werden könne.
Mittlerweile beschränkt sich das Problem auch längst nicht mehr auf das Angebot der illegalen Glücksspiele. Die Ermittler sprechen von polykriminellen Gruppen. Also Tätern, die in gleich mehreren „Geschäftsfeldern“ kriminell aktiv sind. Immer wieder kam es so in der Vergangenheit zu Brandanschlägen gegen rivalisierende Banden, Drohungen gegen die Polizei oder Schutzgelderpressungen. Wie die Ermittler mitteilen, liegt die Anzahl der illegalen Automaten in Österreich bei rund 4.000. Die Dunkelziffer dürfte weit aus höher liegen.
10.000 Euro Verdienst pro Monat – mit nur einem Automaten
Weshalb die Kriminellen ihre Machenschaften bis aufs Blut verteidigen, zeigt ein Blick auf die Finanzen. So rechnen die Ermittler vor, dass die Anschaffung eines Automaten mit rund 6.000 bis 8.000 Euro schnell realisiert werden kann. Richtig positioniert und regelmäßig bespielt lässt sich mit einem einzigen Gerät eine Summe von rund 10.000 Euro verdienen – pro Monat versteht sich. Andreas Holzer, der Chef der Abteilung für organisierte Kriminalität im Bundeskriminalamt erklärt: „Das ist ein überaus lukratives Geschäft.“ Und es gibt längst einen großen Markt: Sobald die Ermittler ein Gerät beschlagnahmen und aus dem Verkehr ziehen, befindet sich Nachschub aus irgendeiner „Werkstatt“ irgendwo in Europa schon auf dem Weg in die Lokalität. Das Geschäft darf schließlich niemals zum Stillstand kommen. Zusätzlich dazu sind die Kriminellen mittlerweile auch gewillt, ihre „Gelddruckmaschinen“ zu verteidigen und zu verstecken. So treffen die Ermittler immer wieder auf Tränengas-Anlagen, starke Videoüberwachungen oder Automaten hinter versteckten Zugängen.
Ebenfalls kritisch ist in den Augen von Ermittler Klug, dass sich die Folgedelikte nicht nachvollziehen lassen könnten. So ist laut Polizei davon auszugehen, dass bei vielen Delikten wie Überfällen oder Diebstählen spielsüchtige Täter am Werk sind. Bleibt zu hoffen, dass der Gesetzgeber hier möglicherweise härtere Strafen ins Leben ruft, immerhin schädigen derart kriminelle Gruppierungen auch den Ruf und das Ansehen der legalen Glücksspielanbieter.
Schreibe einen Kommentar