
Stanley Ho hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem der reichsten Männer Chinas hochgearbeitet und galt jahrelang als größter Casino-Mogul des Landes. Nicht zu Unrecht, schließlich betreibt seine Firma SJM Holdings Limited 19 Casinos in Macau und hat in den letzten Jahren Unmengen an Geld verdient. Ho hat sich aus dem Geschäft zurückgezogen, doch seinen Lebensabend kann der Geschäftsmann trotzdem momentan nicht genießen. Der Grund: Sein Imperium wackelt, denn es drohen nicht nur Konflikte mit anderen Investoren, sondern auch Streitigkeiten innerhalb der eigenen Familie.
Ho der „King of Gambling“ in Asien
In jedem Land gibt es mindestens einen großen Patriarchen, der die Glücksspielbranche in ihren Entwicklungen entscheidend geprägt hat. In der chinesischen Sonderzone Macau ist dies zweifelsfrei der Multi-Milliardär Stanley Ho. Der Chinese war der erste Casino-Besitzer Macaus und hat über die vergangenen Jahre hinweg das Stadtbild geprägt, wie keine andere Person. Mittlerweile betreibt seine Firm SJM Holdings Ltd. 19 Spielcasinos in Macau und unterhält Tochterfirmen in zahlreichen weiteren Ländern. Der emsige Chinese hat es so zu einem der reichsten Männer des Landes gebracht. 1962 begann die steile Karriere mit der Eröffnung des ersten Spielcasinos. Die notwendige Lizenz dafür hatte Ho nach dem Zweiten Weltkrieg für einen Preis von rund 400.000 US-Dollar erworben, anschließend konnte er bis zum Jahr 2002 vollkommen ungehindert ein Monopol in Macau aufbauen und betreiben. Erst in jenem Jahr wurde die Sonderzone dann auch für ausländische Investoren geöffnet.
Und genau da könnte jetzt ein Problem liegen. Nachdem in Macau seit fast zweieinhalb Jahren zuletzt erstmalig kein Wachstum verzeichnet werden konnte, sind die Aussichten für die Zukunft wieder deutlich besser. Nicht zuletzt deshalb, weil zahlreiche Investoren wieder Geld in die Sonderzone pumpen und darauf setzen, dass diese in den kommenden Jahren große Gewinne einbringt. Einer der Konkurrenten für Ho ist zum Beispiel die mächtige Wynn Gruppe, die mit dem Wynn Macau einen weiteren Spieltempel im Portfolio ergänzt. Der Milliardär selber allerdings möchte mit dem Konkurrenzkampf gar nichts mehr zu tun haben und zog sich bereits im Juni 2018 offiziell von der Spitze seines Konzerns zurück. Und damit begannen im Prinzip die Probleme.
Auslaufende Lizenzen erhöhen den Druck
Abgesehen von der wachsenden Konkurrenz droht dem Imperium von Ho auch dahingehend Gefahr, dass die eigenen Lizenzen im Jahre 2020 auslaufen und noch nicht sicher ist, ob tatsächlich alle Häuser auch weiterhin ihre Lizenzen behalten werden. Gleichzeitig hat der Patriarch aber auch ganz andere Probleme – und die sind in gewisser Weise hausgemacht. So wurde Ho im Januar 2019 von einem Neffen verklagt, der rund 225 Millionen Euro von ihm verlangt. Als Grund hierfür werden angeblich entgangene Dividenden angegeben, welche eine verstorbene Schwester hätte erhalten müssen. Da diese dahinschied, möchte der Sohn den Milliardär nun zur Zahlung gerichtlich zwingen.
Experten allerdings sehen die Chancen des Neffen als nicht sonderlich groß an. Die verstorbene Winnie Ho ist eine der Mitgründerinnen des Casino-Imperiums bzw. war maßgeblich an dessen Aufstieg beteiligt. In der Vergangenheit hatte sie ihren Bruder Ho bereits mehrfach verklagt, allerdings immer ohne Erfolg. Es wäre eine starke Überraschung, wenn sich dies mit der Klage des Nachkömmlings nun ändern würde. Allerdings: Mehr Ruhe würde ein Sieg in diesem Prozess für Ho auch nicht zwangsläufig bedeuten. In der Familie gibt es noch weitaus mehr Bandherde.
Uneinigkeit bei den Erben und Konkurrenz aus Übersee
Nach dem Abschied des Gründers und Kopf des Imperiums herrscht innerhalb des Konzerns ein gewisses Machtvakuum. Zwar sind die Teile und Prozente in der Regel gut aufgeteilt, dennoch pochen die Erben jeweils auf mehr Einfluss und Macht im Konzern. Nicht unbedingt förderlich dürfte hierbei die Tatsache sein, dass es sich um eine enorm große Familie handelt. Ho hatte insgesamt vier Frauen und zeugte mit diesen 17 Kinder. Es liegt also in der Natur der Sache, dass hier Streitigkeiten auftreten. Erschwert wird die ganze Situation dadurch, dass immer mehr Konkurrenz auch aus Übersee auf dem Markt in Macau mitmischt. Der Marktanteil der SJM Holdings liegt derzeit nur noch bei rund 14 Prozent – für einen ehemaligen Monopolisten eine enttäuschende Zahl.
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