Für die Unternehmen in der deutschen Glücksspielbranche ist die Lage noch immer ziemlich undurchsichtig. Hier und da wird immer wieder ein Entgegenkommen angedeutet. So wirklich durchziehen möchte das mit Ausnahme von Schleswig-Holstein aber wohl doch niemand so richtig. Was bleibt, sind erst einmal Fragezeichen, die wohl auch nicht durch den Dritten Glücksspieländerungsstaatsvertrag aus der Welt geräumt werden können. Dennoch zeigt sich die GVC Holdings davon unbeeindruckt und erklärt, dass die Deutschland-Geschäfte des Unternehmens durch die Reform keinesfalls in Gefahr seien.
Etwas undurchsichtige Lage rund um Lizenzen
Eigentlich sollte sich die Ausgangslage rund um die deutsche Glücksspielregulierung jetzt endlich einmal ändern. Angefangen im Jahr 2011 bzw. 2012 mit dem Aufsetzen des Glücksspielstaatsvertrags, begann aber scheinbar eine „Never ending Lovestory“ zwischen der Branche und dem Staat – natürlich im ironischen Sinne. Im März 2019 sind daher die Ministerpräsidenten in Deutschland auf einer Konferenz zusammengekommen, um hier möglicherweise eine neue Richtung für die Bundesebene vorzuschlagen. Wirklich gut funktioniert hat dies nicht, dafür konnte allerdings der Dritte Glücksspieländerungsstaatsvertrag ins Leben gerufen werden.
Dieser bezieht sich erst einmal auf die Sportwetten-Branche und sieht vor, dass sich Unternehmen an einem sogenannten Erlaubnisverfahren beteiligen können. Dieses kann als Bewerbungsverfahren bezeichnet werden und soll bereits im Frühjahr 2020 mit der Vergabe der ersten Lizenzen abgeschlossen werden. Die Unternehmen können sich dann also für eine Lizenz bewerben, mit der sie offiziell auf dem deutschen Markt aktiv sein können.
Strenge Forderungen für neue Lizenzanträge
Ebenfalls festgelegt wurde im Änderungsvertrag auch, welche Rahmenbedingungen für die Sportwetten künftig gelten sollen und welche Anforderungen von den Unternehmen im Zuge des Lizenzverfahrens erfüllt werden müssen. Generell sieht der Vertrag vor, dass beliebig viele Konzessionen an Unternehmen vergeben werden können. Allerdings wurde bereits 2012 im Glücksspielstaatsvertrag verankert, dass zum Beispiel die so beliebten Livewetten von den Wettanbietern nur für Spiele angeboten werden dürfen, die bei diesen auch verfolgt werden können. Ebenso soll es Tippern künftig nicht mehr möglich sein, Einsätze von mehr als 1.000 Euro pro Monat zu platzieren. Diese Regelungen stammen zwar aus dem Vertrag von 2012, greifen jedoch auch im neuen Lizenzverfahren.
Ebenso gilt, dass Unternehmen, die bisher ein Casino-Portfolio in Deutschland zur Verfügung stellen, dieses im Zuge des Lizenzverfahrens für eine Sportwetten-Lizenz schließen müssen. Genau das trifft in der Theorie also auch auf den Glücksspielkonzern der GVC Holdings zu. Dieser teilte jüngst allerdings mit, dass man sich in der Praxis keine großen Sorgen mache, dass die Änderungen des Vertrags wirklich starke Auswirkungen auf das eigene Geschäft in der Bundesrepublik haben würden.
GVC sieht Probleme auf die Lizenzbehörden zukommen
Wie mitgeteilt wurde, haben sich Verantwortliche des Glücksspielkonzerns in den letzten Tagen mit Verantwortlichen des Regierungspräsidiums in Darmstadt zusammengesetzt. Hierbei handelt es sich um eben jenes Präsidium, welches für das neue Vergabeverfahren der Glücksspiellizenzen zuständig ist. Der Konzern erklärte im Anschluss, dass man sich mehr Klarheit bezüglich der Lizenzbedingungen und auch des anvisierten Zeitplans wünsche. Derzeit würde es nicht so aussehen, als könne diese Klarheit noch im Jahre 2019 geschaffen werden. Das wiederum dürfte die Vergabe der Lizenzen grundsätzlich deutlich verzögern, so der Konzern. Mit Blick auf das Auslaufen de Glücksspielstaatsvertrags am 30. Juni 2021 würde dies zudem zu rechtlichen Schwierigkeiten führen, teilte das Unternehmen mit.
Wie es weiter heißt, sieht die GVC Holdings „eine realistische Möglichkeit, dass sich die Regulierungssituation bis 2021 nicht ändert und es anschließend zu einer positiven Regulierung des Online-Sportwetten- und Gaming-Marktes kommt“. Sollte sich hieran wirklich nichts ändern, werde man bis 2021 auch weiterhin Live-Wetten und Casinospiele im gewohnten Umfang zur Verfügung stellen können.
Ist sich der Konzern zu sicher?
Ob der Konzernriese mit seiner Einschätzung in diesem Fall richtig liegt, dürfte sich erst in den kommenden Monaten bzw. Jahren zeigen. Auf der einen Seite ist die Argumentation durchaus schlüssig. Zusätzlich dazu sind die Behördenmühlen gerade beim Thema Glücksspiel in Deutschland nicht unbedingt im Rekordtempo unterwegs. Allerdings hat die Vergangenheit auch gezeigt, dass die sonst oft schläfrigen Behörden in einigen Fällen zügig reagieren können. Speziell dann, wenn mögliche Steuereinnahmen oder andere Abgaben eingenommen werden könnten. Dementsprechend sollte sich der börsennotierte Konzernriese zumindest erst einmal nicht zu stark in Sicherheit wiegen.
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