
In Großbritannien sind die Glücksspielanbieter mehr oder weniger dazu verpflichtet, Abgaben an soziale Vereine oder für wohltätige Zwecke zu zahlen. Innerhalb dieses sogenannten Spendensystems wird festgelegt, dass jeder Anbieter im Idealfall rund 0,1 Prozent des Jahresumsatzes als Abgabe hinterlegen sollte. Das klappt in der Theorie zwar gut, in der Praxis allerdings nicht. Genau aus diesem Grund haben jetzt einige der größten Unternehmen der Branche angeboten, ihre Abgaben in Großbritannien zu steigern. Was nach einem tollen Schritt klingt, ist zumindest für Teile der Politik aber eher ein Versuch der Bestechung.
Soziale Abgaben dauerhaft ein Thema
Es vergehen nur wenige Tage im Jahr, in denen in der britischen Glücksspielbranche keine Diskussion um ein neues Thema entflammt. So ist es auch in diesem Fall, wobei sich die Debatte über die sozialen Abgaben der Casinos nun schon eine ganze Weile zieht. Aktuell ist die Diskussion aber noch immer. Gerade erst vor wenigen Tagen forderte der Politiker Tom Watson als stellvertretender Vorsitzender, dass die Glücksspielunternehmen zu einer jährlichen Pflichtabgabe für soziale Projekte gedrängt werden sollten. Watson visiert offenbar eine Abgabe in Höhe von 1,0 Prozent des Jahresumsatzes an und erhofft sich hierdurch Spendeneinnahmen in Höhe von rund 100 Millionen Pfund pro Jahr. Aufgetan hat sich die Diskussion aber überhaupt erst dadurch, dass zahlreiche Anbieter offenbar nicht einmal der freiwilligen Abgabe von 0,1 Prozent des Jahresumsatzes aufbringen – in den letzten Jahren lagen die Spenden jeweils nur bei einer Summe von rund zehn Millionen Pfund.
Deutlich zu wenig, sagen neben Watson noch viele weitere Politiker. Immerhin ist die Glücksspielbranche in Großbritannien enorm mächtig und konnte sich in den letzten Jahren gleich mehrfach über steigende Umsätze und Gewinne freuen.
Unternehmen wollen Abgaben erhöhen
Dass man sich rund um die sozialen Abgaben in den letzten Jahren nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, scheint aber auch der Glücksspielbranche nicht entgangen zu sein. Gleich fünf große Unternehmen des Marktes haben sich zusammengetan und der Regierung erklärt, dass man durchaus bereit dazu sei, die Abgaben für soziale Projekte innerhalb der kommenden Jahre zu steigern. Angedacht ist so offenbar, diese auf einen Prozent des Jahresumsatzes zu erhöhen. Allerdings nicht sofort, sondern Schritt für Schritt innerhalb der kommenden fünf Jahre. Ein guter Vorschlag, wie Kultusminister Jeremy Wright findet. Dieser erklärte: „Ich möchte, dass die Glücksspielindustrie ihre soziale Verantwortung stärker wahrnimmt und ihre Spieler schützt, auch indem mehr finanzielle Mittel für die Erforschung, Bildung und Behandlung von problematischen Spiel bereitgestellt werden. Menschen und ihre Familien vor den Risiken glücksspielbedingten Schadens zu schützen, ist eine Priorität dieser Regierung und ich begrüße es, dass der Sektor jetzt erkennt, dass er mehr tun muss.“
Dabei würde es sich jedoch weiterhin um eine freiwillige Abgabe handeln, die dementsprechend nicht gesetzlich als Pflicht verankert werden könnte. Und genau das stößt einigen Politikern wieder sauer auf. So zum Beispiel Ronnie Cowan von der Scottish National Party. Dieser erklärte in einem Statement: „Das ist ein Schmiergeld zur Besänftigung von Aktivisten und der britischen Regierung, um die Einführung einer gesetzlichen Abgabe für Bildung, Forschung, Behandlung und Unterstützung zu vermeiden. Das Problem des glücksspielbedingten Schadens besteht hier und jetzt und wir brauchen eine kontinuierliche Versorgung. Personal, Budget und Behandlung müssen garantiert sein und das kann nur mit einer gesetzlichen Abgabe geschehen.“ Cowan brachte in diesem Zusammenhang ebenfalls die großen Unternehmen der Branche ins Spiel und verlangte von denen, dass sich diese stärker für eine mögliche Pflichtabgabe einsetzen.
Branche durchaus verhandlungsbereit
Bereits damals erklärte die Branche in Persona von BetFred-Chef Mark Stebbings, dass man in dieser Thematik durchaus verhandlungsbereit sei und die Pflichtabgabe für die Branche sogar unterstützen wolle. Diese solle dann allerdings auch für alle Unternehmen auf dem Glücksspielmarkt gelten und nicht etwa nur für die Anbieter auf dem Online-Markt. Inbegriffen wäre demnach auch die staatliche Lotterie. Zusätzlich dazu erklärt Stebbings, dass der Anteil mit 0,1 Prozent am Bruttojahresumsatz bereits ausreichend hoch sei. Der Geschäftsmann verwies in diesem Zusammenhang noch einmal auf die neuen FOBT-Richtlinien in Großbritannien, durch welche den Anbietern Einbußen in Millionenhöhe drohen. Im Detail hat die Glücksspielregulierung hier die Maximaleinsätze für Spieler gesenkt. Statt wie bisher noch bis zu 100 Pfund pro Runde setzen zu können, können die Spieler jetzt nur noch maximal zwei Pfund pro Runde platzieren. Ein Schritt, der laut Branche zur Schließung zahlreicher Etablissements führen dürfte. Eine zusätzliche Erhöhung der Abgaben würde den finanziellen Druck auf die Unternehmen also deutlich verstärken.
Schreibe einen Kommentar