
Wer an die großen Zocker-Metropolen dieser Welt denkt, dürfte zuerst an Las Vegas oder Macau denken. Das kleine Fürstentum Liechtenstein haben wohl nur die wenigsten Spieler wirklich auf dem Zettel. In den kommenden Jahren allerdings könnte sich das massiv ändern. Das Glücksspiel im Fürstentum wird immer exzessiver vorangetrieben, auch, um Spieler aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz zu begeistern. Die Anzahl der Casinos steigt stetig, gleichzeitig nimmt der Unmut der Einwohner gegenüber dem Glücksspiel-Tourismus zu.
So weit das Auge reicht: Spielbanken, Spielbanken, Spielbanken
Das kleine Liechtenstein hat viel zu bieten: Beeindruckende Natur, schöne Städte und freundliche Einwohner. Mittlerweile zählt zu den großen Aushängeschildern des Landes aber auch das Glücksspiel. Kritische Liechtensteiner und Liechtensteinerinnen sind der Meinung, dass sich vor lauter Spielbanken schon fast nichts mehr von den schönen Städten und der beeindruckenden Natur erkennen lässt. Das ist natürlich etwas überspitzt gesagt, trifft aber durchaus im Kern eine wichtige Aussage. In den letzten Jahren hat das Glücksspiel im Fürstentum massiv zugelegt. Die bekannteste Anlaufstelle ist dabei das Casino Schaanwald im Oberen Rheintal. Nur gut 20 Kilometer entfernt, in Balzers, soll in den kommenden Monaten ebenfalls eine neue Spielbank entstehen. Bereits vorhanden ist diese wiederum schon in Ruggell, in Triesen soll in naher Zukunft eine weitere Spielbank eröffnen.
Damit nicht genug: Hinter den Kulissen wird bereits fleißig an neuen Glücksspieladressen gearbeitet. Weitere Konzessionen werden ausgearbeitet, in vielen Fällen sind sogar schon Bewerbungen für die Lizenzen eingegangen. Die Liechtensteiner dürfen sich also darauf einstellen, dass die Anzahl der Spielbanken in den kommenden Jahren noch einmal deutlich steigt.
Betreiber lassen sich gern in Liechtenstein nieder
Lediglich 38.000 Einwohner kann das kleine Land Liechtenstein verzeichnen. Das wiederum sorgt dafür, dass die Dichte an Spielcasinos hier bald höher ausfällt als in Zocker-Metropolen wie Las Vegas oder Macau. Selbst das ebenfalls kleine Monaco kann hier schon bald nicht mehr mithalten. Doch was zieht die Casino-Betreiber ausgerechnet in diesen kleinen Staat? Der Grund hierfür ist auf mehreren Ebenen zu finden. Zum einen in der verhältnismäßig niedrigen Spielbankabgabe. Diese liegt zwischen 17,5 und 40 Prozent der Bruttospielerträge. In Deutschland oder der Schweiz geht es wiederum oftmals erst bei 40 Prozent Abzug los. Teilweise müssen Spielbanken in der Alpenrepublik sogar 80 Prozent der Bruttospielerträge versteuern. Liechtenstein wird aus wirtschaftlicher Sicht dadurch natürlich enorm interessant.
Zusätzlich dazu wird der Ansturm der Glücksspielunternehmen durch die Lage des Landes beeinflusst. Die Spieler in den Casinos kommen überwiegend nicht aus Liechtenstein, sondern reisen aus Deutschland, der Schweiz oder Österreich an. Das wiederum macht sich auch in den Kassen des Staates bemerkbar. Mit Einnahmen von rund drei Millionen Franken wurde im vergangenen Jahr gerechnet. Letztendlich eingenommen wurden allerdings um die zwölf Millionen Franken. Klar, dass die Wirtschaft des Landes die neuen Besucher natürlich mit offenen Armen empfängt.
Bevölkerung wird zunehmend kritischer
Während sich Wirtschaft und Teile der Politik die Hände reiben, sorgt die zunehmende Anzahl an Spielcasinos bei der Bevölkerung in Liechtenstein mehr und mehr für Kritik. So fürchten sich viele laut Landesmedien davor, dass ihre Heimat zu einem „zweiten Las Vegas“ werden könnte. In vielen Regionen regt sich daher stetig Widerstand gegen neue Konzessionen, so wie aktuell zum Beispiel auch in Balzers. Das Problem: Die Anwohner haben in der Regel keine großen Aussichten auf einen Erfolg. Hinter vorgehaltener Hand wird deshalb in der Regierung offenbar darüber nachgedacht, künftig keine neuen Lizenzen mehr im Land zu vergeben. Allerdings wolle man auch keine zu strengen Rahmenbedingungen einführen, um mögliche Investoren nicht zu verschrecken. In der Tat sind die Hürden für eine Lizenz in Liechtenstein für Glücksspielanbieter im europäischen Vergleich enorm gering.
Auch deshalb, weil das Glücksspiel hier erst seit wenigen Jahren in der Bevölkerung wirklich eine Rolle spielt. Jahrelang war dieses ein echtes Tabu-Thema, erst 2015 und 2016 wurde das Glücksspielgesetz von der Regierung spürbar gelockert. Nur ein Jahr später wurde mit der Spielbank in Ruggell dann auch gleich das erste Casino des Landes eröffnet. Mitmischen können seit dem ausländische Unternehmen – wie etwa die Casinos Austria aus Österreich. Druck bekommt die Branche allerdings vor allem aus dem Landesinneren. Bekanntermaßen hat Liechtenstein lange Zeit mit dem Ruf als Steueroase zu kämpfen gehabt, einen ähnlichen Ruf als Glücksspielparadies möchte die Wirtschaft nun zwingend vermeiden. Denn: Andere Branchen könnte diese Entwicklung abschrecken, was zu einer instabileren Wirtschaftslage führen könnte.
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