
Der Spot der Deutschen Automatenwirtschaft, in welchem der ehemalige Nationalspieler Bastian Schweinsteiger zu sehen ist, ist in Deutschland in aller Munde. Genau das störte in der Vergangenheit bereits mehrere Organisationen und sorgt auch aktuell wieder für Kritik. Dieses Mal ist es die Suchthilfe-Organisation „Blaues Kreuz“, die den ehemaligen Kicker vom FC Bayern München sogar dazu auffordert, seine Kooperation mit der Deutschen Automatenwirtschaft zu beenden.
Eindringliche Werbung mit dem Star-Kicker
Aus Sicht der Deutschen Automatenwirtschaft kann der Werbespot mit Bastian Schweinsteiger als voller Erfolg bezeichnet werden. Zum einen konnte man sich einen enorm prominenten Werbepartner sichern, zum anderen hat der Spot bereits für mehr Aufsehen gesorgt, als sich der Verband vermutlich erhofft hatte. Schweinsteiger läuft in dem Clip unter anderem an einer Spielhalle vorbei und erklärt, dass das Spiel selbst einfach sei und lediglich ein paar Regeln benötige. Anschließend werden die Regeln der Deutschen Automatenwirtschaft eingeblendet, mit denen sich diese vom illegalen Markt abheben möchte. Zu den Regeln gehört, dass der Zutritt erst ab 18 Jahren gestattet ist, kein Alkohol in den Betrieben ausgeschenkt wird, ausschließlich geschultes Personal angestellt ist, der Spielerschutz gewährleistet wird und die Qualität regelmäßigen Prüfungen unterliegt. Bereits seit 2013 werden derartige „Aufklärungskampagnen“ der Automatenwirtschaft regelmäßig in Auftrag gegeben – einen derartigen Rummel haben diese aber bislang noch nie hervorgebracht.
Dennoch erachtet es die Suchthilfe-Organisation „Blaues Kreuz“ als falsch an, dass der Superstar für eine Industrie wirbt, die in den Augen der Organisation zahlreiche Menschen in die Sucht und eine persönliche Krise gezogen habe. Dabei beruft sich die Organisation auch auf den aktuellen Suchtreport 2019 – besser bekannt als „Jahrbuch Sucht“. Und dieser hat ergeben, dass das Suchtpotenzial beim Spielen an einem Geldspielgerät in den letzten Jahren zugelegt habe.
Aufforderung, die Kooperation zu beenden
Dass nun ausgerechnet ein Prominenter mit einer Vorbildfunktion wie Bastian Schweinsteiger für diese Industrie wirbt, ist für die Organisation nicht nachvollziehbar. In ihren Augen wäre es besser, wenn sich Schweinsteiger als bekannter Fußballer zum Beispiel für die Suchtprävention einsetzen würde. Damit aber nicht genug. Jürg Naundorff, der Bundessekretär der Organisation, fordert Schweinsteiger sogar dazu auf, nicht mehr mit der Deutschen Automatenwirtschaft zusammenzuarbeiten. So erklärte Naundorff in einem Statement: „Wir fordern Sie auf, sich nicht weiter in den Dienst einer Industrie zu stellen, die den finanziellen und damit nicht selten einhergehenden seelischen Ruin ihrer Nutzer einkalkuliert. Noch schlimmer: Sie wehrt sich entschieden dagegen, süchtigen Spielern, die sich sperren lassen wollen, diesen Schutz zu gewähren. Herr Schweinsteiger, zeigen Sie Größe wie auf dem Rasen und arbeiten Sie nicht länger mit der Deutschen Automatenwirtschaft zusammen. Werben Sie stattdessen für suchtpräventive Maßnahmen.“
Für die Deutsche Automatenwirtschaft ist die Kritik an der Werbekampagne keinesfalls eine Neuerscheinung, sondern wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach geäußert. Die Organisation allerdings verteidigt sich damit, dass man die Bürger aufklären wolle und sich so vom illegalen Spiel abgrenze. Durch das Aufzeigen der Regeln könne man verdeutlichen, wo die Spieler seriösen Spielspaß genießen könnten. Dass man sich gegen einen entsprechenden Schutz der Spieler stelle, könne keinesfalls der Realität entsprechen. Immerhin setze sich die Automatenwirtschaft schon länger dafür ein, dass in Deutschland biometrische Zutrittskontrollen und eine bundesweite Sperrdatei für Problemspieler und gesperrte Spieler eingeführt werden. Bislang allerdings erfolglos.
Branche sieht Schwarzmarkt wachsen
Kritik ist in den Augen der Automatenwirtschaft vor allem zu bewerten, dass zahlreiche illegale Anbieter aus dem Ausland speziell online unbehelligt ihre Dienste zur Verfügung stellen dürfen. Der Schwarzmarkt werde aktuell gefördert, während den legalen Anbietern das Leben zunehmend schwer gemacht werde. Das allerdings könnte sich bald ändern, denn die Bundesrepublik hat in Brüssel vor wenigen Tagen einen Vorschlag für einen dritten Glücksspielstaatsvertrag vorgelegt. Experten warnen allerdings vor diesem, denn dieser beinhaltet offenbar einen Passus, mit dem noch 2019 zahlreiche Online Casinos vom Markt verschwinden müssten. Das dadurch entstehende Vakuum könne dann wieder von illegalen Anbietern gefüllt werden. Insgesamt bleibt die Diskussion um das Glücksspiel in Deutschland also weiterhin ein heikles Thema, auch wenn sich die Entwicklungen in den letzten Monaten für Industrie und Spieler in eine durchaus positive Richtung bewegt haben. Mindestens drei Monate werden sich alle Beteiligten aber wohl erst einmal noch gedulden müssen, denn so lange darf sich die EU-Kommission in Brüssel zur Beratschlagung über die Reform Zeit lassen.
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