
Besteht möglicherweise ein Zusammenhang zwischen der genetischen Veranlagung und der Risikobereitschaft sowie dem Spielverlangen? Genau dieser Fragestellung sind Forscher University of British Columbia in einer Studie nachgegangen. Untersucht wurden hierzu insgesamt 20 Personen mit einem problematischen Spielverhalten, 17 biologische Geschwister und weitere Personen in einer Kontrollgruppe. Die Ergebnisse überraschen.
Ähnlichkeiten zwischen Spielern und deren Geschwistern
Die Ursachen für ein problematisches Spielverhalten wurden in der Vergangenheit vor allem in sozialen Aspekten gesucht. So können Negativerlebnisse oder auch das Aufwachsen mit dem Glücksspiel also dafür sorgen, dass Menschen dieses mit ganz anderen Augen sehen. Die University of British Columbia bringt anhand einer Studie jetzt aber einen ganz neuen Gesichtspunkt ins Rennen. So wurde hier untersucht, ob sich die Ursachen für gesteigertes Interesse am Glücksspiel möglicherweise in der Genetik eines Menschen entdecken lassen.
Und die Ergebnisse gehen durchaus in diese Richtung. So erklären die Forscher in der Auswertung, dass Problemspieler und deren Geschwister ähnliche Verhaltensweisen beim Glücksspiel aufweisen würden. Auch dann, wenn die Geschwister eigentlich nicht spielen. Konkret wurden bei den 20 Personen mit einem auffälligen Spielverhalten und deren Geschwistern zum Beispiel Ähnlichkeiten bei der Risikobereitschaft festgestellt. Beiden Gruppen fiel es leichter als der Kontrollgruppe, mit erhöhten Einsätzen bzw. gesteigertem Risiko zu spielen. Zusätzlich dazu würden sich laut der Auswertungen Ähnlichkeiten bei der Impulsivität der Spieler und ihrer Geschwister erkennen lassen.
Soziale Faktoren wohl nicht der einzige Grund
Im Rahmen der Studie mussten die Teilnehmer nicht nur an einem Spielautomaten unter MRT-Kontrolle spielen, sondern gleichzeitig auch eine Reihe Testfragen beantworten. Die nun veröffentlichten Ergebnisse legen dabei nahe, dass soziale Faktoren nicht allein der Grund für ein gesteigertes Interesse am Glücksspiel sein müssen. Tatsächlich unterstützen frühere Studien diesen Gedanken, bzw. verstärken ihn sogar noch. Im Jahre 2010 wurde von der Universität of Missouri zum Beispiel eine ähnliche Studie durchgeführt. Die Ergebnisse hier zeigten auf, dass eineiige Geschwister von Problemspielern eher zu einem ähnlichen Verhalten neigen als zweieiige Geschwister. Das wiederum ließ bei den Forschern damals den Schluss zu, dass die Genetik wohl einen stärkeren Anteil am Verhalten hat als die sozialen Faktoren und Umweltfaktoren. Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse gehen in eine ähnliche Richtung.
Beide Forschergruppen wiesen allerdings auch darauf hin, dass ein pathologisches Spielverhalten nur auf einem komplexen Wege analysiert werden könne. Es sei daher nicht möglich, die Genetik einzig und allein für das Verhalten verantwortlich zu machen. Stattdessen ist also davon auszugehen, dass gleich mehrere Faktoren die Ursache für ein pathologisches Spielverhalten darstellen.
Spielverhalten von großem Interesse
Wie genau sich die Spieler beim Glücksspiel verhalten, ist für gleich mehrere Stellen interessant. Geht es um die Behandlung von möglichen problematischen Spielweisen, helfen die Ergebnisse derartiger Studien nicht zuletzt der Wissenschaft. Gleichzeitig interessieren sich auch die Behörden für das Spielverhalten der Menschen. In der Schweiz etwa wurde jüngst in einer groß angelegten Studie das Spielverhalten der Eidgenossen unter die Lupe genommen. In Auftrag gegeben wurde die Studie von der Eidgenössischen Spielbankenkommission und der interkantonalen Lotterie- und Wettkommission. Durchgeführt wurde die Studie vom Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung. Für die Studie bedienten sich die Wissenschaftler einer Gesundheitsbefragung aus dem Jahre 2017, an der rund 18.000 Personen teilgenommen haben. Immerhin 69 Prozent der Befragten gaben an, in ihrem Leben schon einmal an irgendeinem Glücksspiel teilgenommen zu haben. 55 Prozent der Befragten haben dies laut eigener Aussage innerhalb der letzten zwölf Monate getan.
Das pathologische Spielverhalten spielte in der Gesundheitsbefragung und Analyse ebenfalls eine Rolle, lässt in der Schweiz aber keinen Grund zur Sorge zu. So kam heraus, dass lediglich 0,2 Prozent der Spieler ein problematisches Spielverhalten vorweisen würden. Nicht einmal drei Prozent weisen demnach ein risikoreiches Spielverhalten auf. Zum Vergleich: 2012 lag der Wert der Problemspieler in der Schweiz noch bei 0,4 Prozent, der Wert für die risikoreichen Spieler bei 3,6 Prozent. Überwiegend platziert werden die Einsätze im Schweizer Glücksspiel demnach von jungen Männern, die oftmals ohne ein großes Bildungsniveau ausgestattet sind. Im Vergleich mit anderen Nationen halten sich die Einsätze aber deutlich in Grenzen. Allein in Niedersachsen wurden im letzten Jahr mehr als 500 Millionen Euro beim Glücksspiel eingesetzt. In der Schweiz platzierten 2017 lediglich 0,1 Prozent aller Spieler mehr als 2.500 Franken in einem Jahr. Fast die Hälfte der Befragten gab an, zwischen zehn und 99 Franken beim Glücksspiel riskiert zu haben. Diese Zahlen sind bereits jetzt enorm positiv, dürften sich durch das veränderte Glücksspielgesetz in den kommenden Monaten aber noch weiter verändern.
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