
Es gibt sie immer wieder mal. Diese Wochen, in denen es in der internationalen Glücksspielbranche so richtig rund geht. Mit Rückblick auf diese Woche lässt sich das definitiv auch sagen. Gleich mehrere Glücksspiel-Giganten haben ihr Personalkarussell in Bewegung gesetzt und wichtige Positionen in den Konzernen neu besetzt. In allen drei Fällen dürften die Neubesetzungen auch mit den Performances der letzten Monate zu tun haben. Zumindest in Teilbereichen waren diese bei den betroffenen Unternehmen Novomatic, GiG und William Hill nämlich negativ.
Reaktionen auf schlechte Zahlen?
Beobachter der Glücksspielbranche haben ihren Blick in diesen Tagen auf zahlreiche Unternehmen richten können. Es war eine ganze Menge los und vor allem in den Personalabteilungen der Glücksspielkonzerne hat sich viel getan. Für Experten kommt diese Veränderung allerdings nicht allzu überraschend. Schon in den vergangenen Monaten hatte sich in einigen Fällen angedeutet, dass die Konzernführung mit den gezeigten Leistungen nicht zufrieden sein kann. In einem Fall betroffen ist zum Beispiel der britische Anbieter William Hill, der vor rund einem Monat seine Zahlen für das erste Halbjahr in 2019 vorlegte. Sonderlich überragend waren diese nicht. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei einem Blick nach Österreich. Hier sitzt der Konzern Novomatic, der laut Halbjahresergebnis zumindest auf wichtigen Märkten wie Italien oder Deutschland Verluste hinnehmen musste. Komplett gemacht wird die illustre Runde durch den Zulieferer GiG, welcher insbesondere im zweiten Quartal heftige Verluste hinnehmen musste.
Die Branche bebt und nun mussten bei allen drei genannten Unternehmen zuständige Personen ihren Hut nehmen.
Ulrik Bengtsson übernimmt das Ruder bei William Hill
Für einen echten Paukenschlag sorgt der britische Anbieter William Hill. Nach nur zwei Jahren an der Spitze des Konzerns soll hier CEO Philip Bowcok seinen Posten räumen. Dieser war zuvor als Chief Financial Officer tätig und sollte vor allem für eine Renovierung im Online-Bereich sorgen. Ebenso beschäftigte sich der CEO intensiv damit, auf dem US-amerikanischen Sportwettenmarkt Fuß zu fassen. Horrende Summen wurden investiert, die sich aber offenbar in den Augen der Konzernführung nicht wirklich ausgezahlt haben. Tatsächlich mussten die Briten in zahleichen Bereichen Rückschläge hinnehmen und verloren im ersten Halbjahr 2019 fast 50 Prozent des Umsatzes aus dem Vergleichszeitraum in 2018. Auch an der Börse spiegelte sich das wider: Die Dividende der Papiere sank um fast 40 Prozent.
Beim britischen Glücksspielanbieter soll der Fokus nach zahlreichen Beschränkungen im stationären Betrieb jetzt offenbar wieder mehr auf die digitale Branche gelegt werden. Ulrik Bengtsson soll künftig das Ruder in die Hand nehmen. Zuvor war dieser als Chief Digital Officer bei William Hill tätig. Zudem ist Bengtsson eine prominente Persönlichkeit und war als Präsident und CEO beim schwedischen Anbieter Betsson tätig.
Richtig viel Betrieb bei Novomatic
Wie angemerkt, geht es auch beim österreichischen Anbieter Novomatic hoch her. Nachdem der Glücksspielkonzern in den letzten Wochen vor allem für negative Schlagzeilen gesorgt hat, „rollen Köpfe“. Peter Stein wird als Finanzvorstand vom Konzern verabschiedet, ersetzt wird Stein durch Johannes Gratzl. Diese Neu-Positionierung dürfte mit den jüngsten Schlagzeilen rund um eine mögliche Spendenaffäre des Konzerns zu tun haben. Ebenfalls neu besetzt wird der CEO-Posten bei der Greentube-Gruppe. Hierfür wird Thomas Graf eingesetzt. Das klare Ziel dürfte in diesem Fall sein, den aktuell mindestens attraktiven Online-Betrieb künftig noch einmal deutlich mächtiger zu machen. Betroffen ist zudem Christian Widham, der bei Novomatic als Vorstand für Beteiligungen tätig war. Widham wird dem Konzern aber erhalten bleiben und in beratender Tätigkeit weiterhin bei Beteiligungen Hilfestellung geben.
Novomatic wurde in den letzten Monaten nach zahlreichen Jahren positiver Entwicklungen erstmalig negativ in die Schlagzeilen gebracht. Und das im doppelten Sinne. Die Österreicher werden von Medien im Heimatland verdächtig, an einer Spendenaffäre in der Politik beteiligt zu sein. Zusätzlich dazu hat der Konzern jüngst sein Halbjahresergebnis vorgelegt und musste hier Einbußen auf wichtigen Märkten veröffentlichen. Insbesondere die Einbußen in Deutschland und Italien schmerzen.
Zulieferer GiG trennt sich von CEO Reed
Ebenfalls enorm interessant ist die Neubesetzung des CEO-Postens beim Zulieferer GiG. Hier war bislang Robin Reed als „Chef“ tätig, wird jetzt aber durch Richard Brow ersetzt. Es steht im Prinzip außer Zweifel, dass auch hier die Zahlen der letzten Zeit den Stein ins Rollen gebracht haben dürften. Insbesondere das zweite Quartal 2019 war enttäuschend und brachte Verluste in Höhe von gut neun Millionen Euro ein. Zu viel für den Vorstand des Zulieferers, der sich anschließend gegen Reed als weiteren Lenker und Denker entschied, wie Petter Nylander als Vorstandsvorsitzender mitteilte: „Robin hat entscheidend zum Aufbau eines einzigartigen globalen Technologieanbieters beigetragen und wir alle sind ihm aufrichtig dafür dankbar. Das Unternehmen tritt jetzt jedoch mit verschiedenen Aufgaben und Chancen in die nächste Entwicklungsphase und der Vorstand ist deshalb zu dem Entschluss gekommen, dass GiG eine neue Führung benötigt.“
Ob es sich hierbei lediglich um einen kurzen Effekt in der Branche handelt oder die zum Teil starken Veränderungen in der nahen Zukunft noch weitere Führungskräfte ihren Job kosten. Auszuschließen ist das nicht. Gleichzeitig wird es interessant zu sehen sein, wie und ob sich die Personaländerungen in den Unternehmen bemerkbar machen.
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