
Es ist hinlänglich bekannt, dass in Deutschland Jahr für Jahr enorme Einsätze im Glücksspiel platziert werden. Werden die genauen Zahlen veröffentlich, ist es aber doch immer wieder überraschend, wie einsatzfreudig die Deutschen sind. Das gilt laut der Landesstelle für Suchtfragen in Niedersachsen offenbar ganz speziell für das dazugehörige Bundesland. Die Niedersachsen platzierten in den vergangenen Monaten Einsätze in Höhe von mehr als 530 Millionen Euro. Der Trend geht hier also klar in eine Richtung: Nach oben. Kritiker fordern deshalb vom Gesetzgeber noch stärkere Beschränkungen und einen umfangreicheren Schutz für die Spieler.
Männer zwischen 20 und 45 Jahren besonders spielfreudig
Das Glücksspiel spielt in Deutschland eine immer größere Rolle. Jahr für Jahr steigen die Einsätze in den Bundesländern, wobei nicht überall von einem gleichermaßen starken Anstieg gesprochen werden kann. Dennoch geht der Trend bundesweit klar in die Richtung nach oben. Ganz vorne mit dabei ist hier definitiv das Bundesland Niedersachsen. Jüngst veröffentlichte die Landesstelle für Suchtfragen Zahlen der letzten Monate und konnte mit diesen durchaus überraschen. Heraus kam so zum Beispiel, dass die Niedersachsen im Jahr 2017 mehr als 530 Millionen Euro im Glücksspiel verspielten. Das macht einen Spieleinsatz von gut 44,2 Millionen Euro pro Monat oder 1,50 Millionen Euro pro Tag.
Überwiegend platziert werden die Einsätze laut der Landestelle demnach von männlichen Spielern im Alter zwischen 20 und 45 Jahren. Darüber hinaus gab die Landesstelle auch Auskunft darüber, wie viele Menschen in Niedersachsen als glücksspielsüchtig gelten: Rund 51.000.
Umsatz steigt, obwohl die Anzahl der Spielhallen sinkt
Durchaus als kurios lässt sich die Entwicklung der niedersächsischen Glücksspielbranche bezeichnen, wenn zusätzlich die Daten der sogenannten „Trümper-Studie“ genutzt werden. Dann wird nämlich deutlich, dass der Umsatz zwar steigt, die Anzahl der Spielhallen in den letzten Jahren aber gesunken ist. 2017 gab es demnach immerhin fünf Prozent weniger Spielhallen als noch im Jahr 2012. Dennoch lässt sich allerdings in zahlreichen Städten und Regionen in Niedersachsen ein enorm sprunghafter Anstieg bei den Spieleinsätzen erkennen. In der Stadt Braunschweig etwa lagen diese Einsätze im Jahr 2008 bei rund zehn Millionen Euro. 2017 platzierten die Braunschweiger mit 26,3 Millionen Euro mehr als doppelt so hohe Einsätze. In Goslar stiegen die Einsätze von rund drei Millionen Euro in 2008 auf 9,2 Millionen Euro in 2017. Innerhalb von nur neun Jahren konnte der Wert also kurzerhand mehr als verdreifacht werden.
Die beiden genannten Städte sind dabei keinesfalls Ausnahmen. In Salzgitter lagen die Einsätze im Jahr 2008 bei acht Millionen Euro. 2017 wurden Einsätze in Höhe von 17,2 Millionen Euro platziert. Auch die Autostadt Wolfsburg kann sich in diesem Ranking sehen lassen. 2008 lagen die Spieleinsätze der Wolfsburger bei 4,7 Millionen Euro. 2017 konnte ein Wert von 12,9 Millionen Euro vorgewiesen werden. In allen Fällen sind das beeindruckende Anstiege, von denen zahlreiche andere Branchen nur träumen können. Insgesamt erzielten die Automaten-Aufsteller in Deutschland im Jahre 2017 demnach einen Brutto-Spielertrag von 7,1 Milliarden Euro.
Kritiker fordern härteres Vorgehen gegen die Branche
Was die Automatenbranche enorm freut, ist ein Dorn im Auge vieler Kritiker. Diese wünschen sich auch in Niedersachsen schon seit geraumer Zeit ein härteres Vorgehen gegen die Glücksspielunternehmen. Das wurde in Teilen aber auch schon umgesetzt. Erst in den letzten Jahren wurde hier zum Beispiel eine neue Abstandsregelung ins Leben gerufen. Spielhallen müssen künftig zu anderen Spielhallen einen Mindestabstand einhalten. Das hat bereits dazu beigetragen, dass ein Großteil der Spielhallen schließen musste. Für Kritiker ist das aber noch nicht ausreichend. Befürwortet wird daher auch die Einführung eines landesweiten Sperrsystems. Dieses soll so funktionieren, dass sich Spieler bei einem problematischen Spielverhalten in diese Datenbank eintragen lassen können. Fortan wird der Zutritt in Spielhallen und Spielbanken dann bundesweit verweigert. Eine effektive Maßnahme, die bisher aber noch nicht mehr als eine theoretische Spielerei ist.
Immerhin zeichnet sich ab, dass der Gesetzgeber das Sperrsystem ab dem Jahr 2021 durchaus einsetzen könnte. Genau ab jenem Jahr soll ohnehin ein neues Glücksspielgesetz greifen, welches das Glücksspiel in der gesamten Bundesrepublik einheitlich regelt. Bis dahin haben die Bundesländer noch einige Monate Zeit, um über mögliche Rahmenbedingungen zu diskutieren und eigene Vorschläge einzubringen. Ein sehr gelungenes Vorbild ist in dieser Hinsicht der Glücksspielmarkt von Schleswig-Holstein. Dieser fungiert als eine Art Testmarkt und soll den anderen Bundesländern als Beispiel dafür dienen, wie eine erfolgreiche Regulierung aussehen kann. Sicher ist, dass die Umsetzung für den Gesetzgeber nicht unbedingt einfach sein wird. Es müssen zahlreiche Interessen berücksichtigt werden, zudem werden auch die Kritiker ihre Meinungen loswerden wollen. Nicht zuletzt darf nicht vergessen werden, dass der Glücksspielvertrag dann auch den EU-Richtlinien entsprechen muss. Das war bereits in der Vergangenheit immer wieder ein Problem und sollte mit der neuen Gesetzgebung natürlich umschifft werden. Kurz gesagt: Bis zum möglicherweise ganz neuen Start im Jahre 2021 bleiben noch eine Menge Aufgaben zu erledigen.
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