
Der Umgang mit dem Glücksspiel ist in China streng geregelt. Auf dem chinesischen Festland ist die Veranstaltung der Glücksspiele illegal – sowohl online als auf offline. Allerdings existiert mit der Sonderverwaltungszone Macau bekanntermaßen ein echtes Glücksspielparadies. Für den niemals endenden Nachschub an Spielern sorgen dabei die sogenannten Junket-Unternehmen. Und das Größte davon, die Suncity Group, muss sich aktuell gegen schwere Vorwürfe wehren. Wie eine große chinesische Zeitung wissen möchte, hat das Unternehmen illegal Online-Glücksspiel über Kambodscha und die Philippinen angeboten. Suncity weist alle Vorwürfe zurück.
Geschäftsmodell Spielertransport
Suncity ist eines der bekannten chinesischen Junket-Unternehmen. Bei diesen Konzernen handelt es sich um Unternehmen mit einem höchst interessanten Geschäftsmodell. Da in China das Glücksspiel verboten ist, organisieren diese Unternehmen Fahrten für Spieler vom Festland ins Spielerparadies Macau. Hier hat sich in den letzten Jahren ein starker Wirtschaftszweig rund um die Junket-Unternehmen gebildet. Rund 200 dieser Anbieter sind in Macau aktiv und sorgen dafür, dass die Spieltische und Automaten in den Casinos niemals leer bleiben. Die Junket-Unternehmen wiederum kooperieren zu diesem Zweck mit den Sub-Junkets, also einfachen Subunternehmern. Diese wiederum suchen die VIP-Spieler aus und sorgen dafür, dass diese ihre Einsätze in den Casinos platzieren. Die Sub-Junkets erhalten für jeden Spieler eine Provision.
So weit, so gut. Jetzt allerdings berichtet die chinesische Zeitung „Economic Information Daily“, dass es bei diesen Geschäftspraktiken offenbar nicht geblieben sein soll. Stattdessen soll insbesondere der Konzern von Suncity davon profitiert haben, illegales Online-Glücksspiel für die Spieler anzubieten. Die Wirtschaftszeitung spricht in diesem Zusammenhang mit Einnahmen von mehreren Milliarden US-Dollar.
Gespielt in Casinos auf den Philippinen und in Kambodscha?
Die Vorwürfe der Zeitung sind durchaus brisant. So soll es die Suncity Group einigen gut situierten und zahlungskräftigen Spielern möglich gemacht haben, per Online Casino am Glücksspiel in Kambodscha und auf den Philippinen teilzunehmen. Hierfür wurden dem Bericht zufolge Proxy-Server verwendet, mit denen die Herkunft der Spieler im Internet verschleiert werden sollte. Gespielt wurde dann in verschiedenen stationären Casinos, wobei die Spieler an den Spielrunden einfach per Webcam-Übertragung teilnehmen konnten. Über verschiedene zwielichtige Wege wäre das Kapital anschließend aus dem Land geschafft worden. Wie die Zeitung weiter erklärt, soll dabei ein Schaden in Milliardenhöhe für die chinesische Wirtschaft entstanden sein.
Wenig überraschend sieht die Suncity Group dies natürlich etwas anders. So erklärte der Konzern in einer Mitteilung: „Das VIP-Spiel-Werbegeschäft, das die Gruppe und andere ihrer Geschäftseinheiten in Macau und in anderen Ländern oder Regionen anbietet, ist lizenziert, seriös und wird von den Regierungen der jeweiligen Gerichtsbarkeiten reguliert.“
Suncity Group jetzt mit schlechten Karten in Macau?
Obwohl die Suncity Group derzeit alle Vorwürfe zurückweist, ist die Lage für das Unternehmen in Macau nicht unbedingt besser geworden. Nachdem sich die Glücksspielbehörde Macaus ebenfalls zum Vorfall meldete und ankündigte, dass dieses Fehlverhalten Konsequenzen haben wird, reagierte die Aktie der Suncity Group an der Börse mit einem Kursabfall von rund 20 Prozent. Das allerdings sind nur die kurzfristigen Folgen. Schwerwiegender könnte es noch auf langfristige Sicht aussehen. Immerhin hatte der Konzern erst vor wenigen Monaten mitgeteilt, dass man sich für eine Casino-Lizenz im Jahr 2022 in Macau bewerben wolle. Dieses Vorhaben könnte jetzt erst einmal ins Wanken geraten. Zumindest dann, wenn die Glücksspielbehörde Macaus besonders nachtragend sein sollte. Aktuell ist es in Macau so, dass sechs Unternehmen eine offizielle Lizenz dafür besitzen, ihre Casinospiele in der Sonderzone anbieten zu dürfen. Doch das Bild wird sich ändern. Nahezu alle Lizenzen laufen 20222 aus.
Es gibt jedoch auch schon Medienberichte darüber, dass die Glücksspielregulierung von Macau diese Lizenzen verlängern wird. Zusätzlich sollen möglicherweise noch einige weitere Lizenzen vergeben werden. Die Rede ist allerdings von einer kleinen einstelligen Zahl. Eine offizielle Bestätigung dieser Gerüchte durch die zuständige Regulierungsbehörde steht allerdings noch aus. Nichtsdestotrotz scheint sich Suncity für den Marktstart in Macau bereit zu machen. Wie der Chief Investment Officer Andrew Lo Kai Bong gegenüber chinesischen Medien berichtet, würden die eigenen Casino-Aktivitäten keinen Einfluss auf das Junket-Geschäft des Unternehmens zur Folge haben. Wie Kai Bong erklärt, habe man starke geschäftliche Partnerschaften mit den sechs lizenzierten Casinos aufgebaut. Solange sich an die Vorgaben der Partnerschaft alle Beteiligten halten würden, dürfte es in den Augen des Suncity-Managers keine Schwierigkeiten geben. Bleibt abzuwarten, ob das die Behörden Macaus ähnlich sehen – und wie weit sich Suncity durch die möglicherweise illegalen Aktivitäten bereits ins Abseits gestellt hat.
Schreibe einen Kommentar