
In den Spielbanken der Schweiz kommt eine zentralisierte Datenbank zum Einsatz, mit deren Hilfe gesperrten Spielern der Eintritt in die Spielbetriebe verwehrt wird. Innerhalb der Landesgrenzen ist dieses Prinzip auch enorm zuverlässig und erfolgreich. Es gibt jedoch ein Problem, denn bekanntermaßen liegt die Schweiz in unmittelbarer Nähe zu Deutschland. Hier wiederum sind die Sperren aus der Schweiz nichts Wert und können dementsprechend schon nach einer kurzen Reise von wenigen Kilometern umgangen werden.
Spielsperre als letzte Maßnahme zum Schutz eines Gastes
Die Spielsperren sind nur eine von vielen Maßnahmen, die in der Schweiz zum Schutz der Spieler vor einer möglichen Spielsucht zum Einsatz kommen. Generell handelt es sich hierbei allerdings um die letzte verfügbare Maßnahme, wie Hans Rudolf Meier, Leiter Compliance bei der Swiss-Casinos-Gruppe erklärt: „Eine Spielsperre ist die ultimative Maßnahme, wenn ein Gast riskiert über seine Verhältnisse zu spielen oder spielsüchtig zu werden.“ Weiter erklärt der Experte: „Die meisten Sperren sind entweder freiwillige Sperren des Spielers oder der Spielerin oder von uns angeordnete Sperren auf Grund von Verhaltens- oder Besuchsmerkmalen.“
Laut Meier würden gesperrte Personen dann in einer Datenbank aufgenommen werden, die alle Spielbetriebe der Schweiz abrufen können. Wenn hier also ein Gast überprüft wird, würde sich direkt feststellen lassen, dass dieser eigentlich gesperrt ist. Das Casino muss den Spieler anschließend darauf hinweisen und ihm zusätzlich erklären, warum er gesperrt wurde. „Um wieder spielen zu können, kann ein Spieler, der gesperrt wurde, jederzeit einen Antrag zur Aufhebung seiner Sperre stellen. Die heutige Praxis bei Swiss Casinos ist, dass eine gesperrte Person erst nach einem Jahr einen schriftlichen Antrag bei jener Spielbank stellen kann, wo sie auch gesperrt wurde“, so Meier. Im kommenden Jahr allerdings soll sich dies ändern. Dann nämlich dürfen die Spieler auch schon nach drei Monaten wieder um eine Aufhebung der Sperre bitten – allerdings nur dann, wenn diese von ihnen selber eingerichtet wurde.
Aufhebung der Sperre recht umfangreich
Zumindest in der Theorie klingt die Bitte nach einer Aufhebung somit nicht nach einem wirklich umfangreichen „Projekt“. Die Praxis allerdings zeigt, dass hierfür eine ganze Menge Hürden übersprungen werden müssen. „Damit das Casino den Antrag prüfen kann, muss der Gast je nach finanzieller Situation einen Betreibungsregisterauszug, Lohn- oder beziehungsweise Vermögensnachweise vorlegen. Für eine zweifelsfreie Beurteilung zieht die verantwortliche Person im Casino eine externe Fachperson oder Suchtfachstelle bei“, erklärt Meier. Sollten die Voraussetzungen für die Aufhebung der Sperre nicht gegeben sein, würde diese erst einmal weiter aktiv bleiben.
Damit allerdings geben sich viele Spieler nicht zufrieden. Zu groß ist die Verlockung, einfach ein paar Kilometer mit dem Auto auf sich zu nehmen und so den Weg nach Deutschland zu wählen. Hier nämlich sind die Sperren aus den Schweizer Casinos non-existent, schließlich haben die deutschen Betriebe keinen Zugriff auf die Liste der Schweiz. Und so überrascht es nicht, dass sich immer mehr Spielbetriebe genau dort ansiedeln, wo möglichst viele Menschen auf kleinem Gebiet erreicht werden können: In der Grenzregion.
Gewissen oder Kapital?
Vor allem Berufspendler sind „leichte Beute“ für die Casinos. Die Pendler sind viel unterwegs und kommen so nicht selten an gleich mehreren Spielbetrieben vorbei. Das ist natürlich bekannt und so haben sich in den grenznahen Regionen in Deutschland in den letzten Monaten reihenweise Spielbetriebe angesiedelt. So auch in Lottstetten, einer kleinen Gemeinde mit rund 2.000 Einwohnern. Jahr für Jahr allerdings kassiert das kleine Örtchen eine bis zwei Millionen Euro an Glücksspielsteuer ein. Die Gemeinde erklärt: „Umsätze in Spielhallen werden mit 15 Prozent Vergnügungssteuer besteuert, Geräte in Gaststätten, also außerhalb von Spielhallen, mit 10 Prozent.“
Die grenznahen Regionen in Deutschland stehen hier also in einer Art Gewissenskonflikt. Auf der einen Seite stehen die horrenden Einnahmen, die durch das Glücksspiel Jahr für Jahr sicher eingeplant werden können. Auf der anderen Seite steht aber eben auch die Verantwortung gegenüber der Spieler, die vor einer möglichen Spielsucht so gut wie möglich geschützt werden müssen– und dabei ist es eigentlich ganz egal, ob die Spieler aus Deutschland oder der Schweiz kommen. Ganz nebenbei wäre das auch aus Sicht der Betriebe ratsam: Sollte in Spieler in Deutschland nämlich zum Beispiel nach einer Sperre in einem Casino trotzdem wieder spielen können, kann er dieses verklagen und ist mit guten Chancen ausgestattet, Schadensersatz zu erhalten.
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