Bereits im Jahr 2017 haben sich finnische Forscher in einer Pilotstudie mit einer möglichen Behandlung der Spielsucht mit Hilfe von Medikamenten beschäftigt. Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt veröffentlicht und brachten einige interessante Dinge ans Tageslicht. Allerdings: Mit nur 20 Teilnehmern ist die Studie nicht repräsentativ. Dürfte aber dennoch die Motivation der Forscher steigern, sich mit diesem Thema künftig auch weiterhin zu beschäftigen.
Praktisches Mittel für den klinischen Alltag gesucht
Für die Forscher stand laut eigener Aussage im Mittelpunkt, ein Mittel zu finden, welches sich als Medikament im Einsatz gegen die Spielsucht im klinischen Alltag verwenden lassen würden. Wichtig hierbei: Es sollte sich um eine patientenfreundliche Verabreichungsform handeln, die aber gleichzeitig effektiv sein sollte. Entschieden hat man sich hierbei für die Behandlung mit dem Medikament Naloxon, welches in Form eines Nasensprays verabreicht wurde. Untersucht wurde in der Studie von den Forschern demnach zum einen die Verträglichkeit der Probanden, gleichzeitig aber auch die Realisierbarkeit des Ganzen und natürlich die Wirkung des Mittels für den konkreten Fall.
Selbstverständlich ist die Wahl auf Naloxon nicht rein zufällig gefallen. Das Medikament ist morphinähnlich und sorgt dafür, dass der Neutransmitter Dopamin im Gehirn nicht ausgeschüttet werden kann. Genau das passiert aber, wenn Menschen an Glücksspielen teilnehmen. Kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung, kann sich hieraus im Falle der Spielsucht eine sogenannte substanzunabhängige Abhängigkeit entwickeln. Der Körper benötigt für den Ausstoß des Dopamins also kein Mittel wie Zucker, Tabak oder Nikotin. Stattdessen reicht die Teilnahme am Glücksspiel aus. Trotzdem sind die betroffenen Regionen in beiden Fällen identisch, so dass auch bei anderen Abhängigkeiten vermehr Dopamin ausgeschüttet wird.
20 Teilnehmer waren bei der Studie dabei
Teilgenommen haben an der Studie der finnischen Forscher insgesamt 20 Personen. Elf Frauen und neun Männer gehörten zum Teilnehmerkreis, wobei alle Teilnehmer als sogenannte pathologische Spieler eingeschätzt werden. Damit stehen die Spieler kurz vor einem nicht mehr kontrollierbaren Suchtverhalten, bzw. weisen einen starken Drang in diese Richtung auf. Beide Vergleichsgruppen erhielten das Medikament Naloxon, allerdings in unterschiedlichen Dosen. Gruppe A durfte bei Bedarf pro Tag maximal vier Mal 2mg des Wirkstoffes per Nasenspray konsumieren. Insgesamt also nicht mehr als 8mg pro Tag. Bei Gruppe B wurde die Dosis erhöht. Hier durften 16mg pro Tag konsumiert werden – verteilt auf maximal vier Schübe zu je 4mg.
Nutzen sollten die Probanden das Mittel immer dann, wenn ein gesteigerter Suchtdruck bzw. das Verlangen nach einem Glücksspiel zu spüren war.
Ergebnisse fördern Erfreuliches zu Tage
Zwei Jahre nachdem die Studie im Jahr 2017 gestartet wurde, liegen jetzt die Ergebnisse vor. Aus Sicht der Forscher sind diese auf einer Seite überraschend, gleichzeitig aber in vielerlei Hinsicht auch erwartbar. Überraschend ist zum Beispiel die Tatsache, dass vor allem die Probanden der Gruppe A über die typischen Nebenwirkungen von Naloxon klagten – darunter Übelkeit oder Schwindelgefühle. Zur Erinnerung: Gruppe A war die Gruppe mit der geringeren Dosierung während de Testzeitraums. Ebenfalls überraschend dürfte für die Forscher die Tatsache gewesen sein, dass in der Gruppe A zwar seltener gespielt wurde, die Probanden im gleichen Atemzug aber deutlich mehr beim Glücksspiel einsetzten. Wirklich ernsthafte Probleme hätte es laut Forschern, trotz der leichten Nebenwirkungen, bei der Einnahme nicht gegeben.
Erfreulich und so auch erwartet bzw. erhofft, waren die Ergebnisse rund um die Wirkung des Medikaments. So ergab die Auswertung, dass die Probanden an 73 Prozent der Tage während der Einnahme einen Bogen um das Glücksspiel gemacht hätten. Auch berichten die Forscher davon, dass die Glücksspielaktivitäten weniger intensiv als zuvor stattgefunden hätten. 15 Teilnehmer berichteten demnach zudem, dass depressive Symptome zurückgegangen sind, die mit der Glücksspielsucht in Verbindung zu bringen sind.
Anschluss-Studie soll noch mehr Klarheit bringen
Obwohl die Ergebnisse der Studie aus Sicht der Forscher als Erfolg bezeichnet werden können, hat das Team natürlich ein Problem. Repräsentativ ist die Studie bei der geringen Teilnehmerzahl von nur 20 Teilnehmern natürlich nicht. So fehlt es zum Beispiel auch an einer Vergleichsgruppe, die statt des Medikaments lediglich ein Placebo erhalten hätte. Immerhin: In Finnland läuft aktuell eine passende Anschluss-Studie, in der die Teilnehmerzahl auf 130 erhöht wurde. Bis zu den Ergebnissen müssen wir uns allerdings noch ein wenig gedulden, denn diese werden nicht vor dem Frühjahr 2020 erwartet. Schon jetzt lässt sich aber festhalten, dass die Forscher bei einer Entscheidung auf jeden Fall den richtigen Weg eingeschlagen gaben. Das Nasenspray kam bei den Probanden aus der Pilotstudie nämlich offenbar sehr gut an. So erklärten diese im Anschluss an die Studie, dass diese Verabreichungsform nicht nur praktisch sei, sondern gleichzeitig auch angenehm unauffällig. Fragen von Mitmenschen, was für ein Medikament gerade eingenommen werden würde, seien demnach ausgeblieben.
Insgesamt lässt sich die Studie damit als enorm interessant bezeichnen. Weltweit leiden zahlreiche Menschen unter der Spielsucht und könnten auf diesem Wege eine Unterstützung in der klinischen Behandlung in Anspruch nehmen. Sicher ist allerdings auch: Bis ein derartiges Mittel auf den Markt kommen kann, müssen wohl noch einige Jahre Wartezeit überbrückt werden.
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